Von Puerto Peñasco bis Phoenix waren es nur 350 km, aber ich kam bloß bis zur Grenze bei Sonoyta, da mich die US-Grenzbeamten nicht einreisen lassen wollten. Ich geriet an eine Frau, die von New York in dieses Kaff versetzt wurde und entsprechend mies drauf war. Nach ewigem rumgetippere auf dem Computer kam Sie zu dem Schluss, dass ich mich gar nicht um eine Einreise bemühen solle, da sie mich nicht einreisen lassen könne. Also meinte ich, kein Problem, dann fahre ich halt zurück nach Mexiko. Sie sah mich verblüfft an und sagte, dass ich auf die Fahrspur nach Mexiko wenden solle und dort dann den Reisepass zurück bekäme. So tat ich und wartete darauf, dass jemand mit meinem Reisepass käme. Zunächst geschah gar nichts und irgendwann kam einer und meinte ich solle zurück ins Büro kommen. Dort sagte die Frau, ich hätte noch gar keinen richtigen Antrag gestellt und wenn ich das grüne Formular ausfülle, könne ich eventuell doch einreisen. Ich sah sie kurz an, sah in ihrem Gesicht dass es ein Trick war und lehnte dankend ab, ich führe lieber zurück nach Mexiko. Da mischte sich ihr Vorgesetzter ein. Ich sei doch beim ersten Posten vorbei gefahren – Ja? – und dem hätte ich gesagt ich wolle einreisen – Jaa?? – dann müsse ich jetzt das verdammte Formular ausfüllen – Wirklich? – Ja! Wäre ich klug gewesen, hätte ich gesagt: Und wenn nicht, dann foltern sie mich, wie in USA üblich? Aber so geistesgegenwärtig war ich leider nicht und stellte zähneknirschend den Antrag, von dem ich wusste, dass er abgelehnt und zu einer Streichung des Visa Waiver Rechts führen würde.

So vergingen die Stunden, während die Frau im Computer meine Ein- und Ausreisen rekonstruierte, mich anschließend in ein Nebenzimmer bat, wo ich unter Eid zu meinen bisherigen Einreisen befragt wurde, und sich schließlich eine Begründung ausdachte mich abzuweisen. Während ich wartete, stand ich rum und redete mit den verschiedenen Grenzbeamten. So bekam wohl auch der Chef des Grenzpostens mit, was dort vor sich ging. Gerade wollte die Frau ansetzen mir zu erklären, warum ich nicht einreisen dürfte, da wurden Sie und ihr Vorgesetzter zum Chef gerufen und rund gemacht. So ginge das nicht, dass ich den Einreiseantrag stellen musste, obwohl ich bereits auf dem Weg zurück nach Mexiko war. Sie müssten alles wieder rückgängig machen und mich so stellen, als sei ich nicht an diesem Grenzübergang gewesen. Damit war sie einige Zeit beschäftigt und als sie zu mir kam, erklärte sie mir mit saurer Miene, dass ich zurück nach Mexiko fahren könne. Sie habe allerdings einen Vermerk in meinen Unterlagen gemacht, dass ich das Visa Waiver Program missbrauchen würde und darüber aufgeklärt worden sei.

Nach vier Stunden war ich zurück am mexikanischen Grenzübergang und erklärte dem Beamten das Problem. Der ließ mich ohne Probleme wieder einreisen und ich fuhr so schnell ich konnte die 210 km zum nächstgelegenen Grenzübergang bei San Luis. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit kam ich an und stand erst mal 1 Stunde im Stau, bevor ich zur Einreise gehen konnte. Dort warteten bereits mehrere Familien, sodass ich weitere 1½ Stunden warten musste, bis ich dran war. Dann wechselte mittendrin der Grenzbeamte und der Neue kämpfte mit dem Computer, bis er mir den Einreisestempel in den Pass drückte. Jetzt hatte ich ein weiteres Problem, ich war zwar in die USA eingereist, aber noch nicht ordnungsgemäß aus Mexiko ausgereist. Daher parkte ich Glubschi außerhalb des Grenzübergangs auf einem Parkplatz und lief zurück zum mexikanischen Grenzposten, um den Ausreisestempel zu bekommen. Nur konnte ich nicht wie erhofft zu Glubschi zurück gehen, sondern musste wieder zum amerikanischen Grenzübergang. Dort erklärte ich die Situation, aber statt mich einfach durchzuwinken – wie es die Mexikaner gemacht hätten – musste ich zur gleichen Stelle wie am Anfang. Einer der Grenzbeamten erkannte mich und fragte, was ich schon wieder hier mache. Also erklärte ich auch ihm die Situation. Ich geriet an den gleichen Grenzbeamten wie vorher, aber er sah mich an, als hätte er mich noch nie gesehen, obwohl er mir 10 Minuten vorher den Stempel in den Pass gemacht hatte. Ich solle doch einen Moment Platz nehmen. Er kämpfte wieder mit dem Computer und sagte plötzlich, ich sei heute doch schon bei einem anderen Grenzübergang gewesen. Ich bejahte und meinte, die wollten mich nicht reinlassen und daher habe ich es hier probiert, wo es ja auch geklappt habe. Er versammelte sich mit ein paar anderen Grenzbeamten, worunter auch der war, der mich erkannt und dem ich alles erklärt hatte. Die diskutierten eine Weile und ich konnte sehen, wie der eine Grenzbeamte sinngemäß sagte: den haben wir doch schon reingelassen, das macht nur Arbeit das zu ändern, lass ihn einfach wieder durch und gut ist.

Puh, geschafft! Das war reichlich knapp! Um 23:30 Uhr war ich endlich durch und fuhr so weit vom Grenzübergang weg wie möglich. Was für ein Wahnsinn, um 12:00 Uhr kam ich beim ersten Grenzübergang an und kaum 11½ Stunden später hatte ich die Grenze hinter mir. Ich machte noch 44 km bis fast zum Highway 8 und stellte mich beim Walmart auf den Parkplatz.

Die nächsten Wochen verbrachten wir damit, auf der Suche nach einem Wohnmobil sämtliche Wohnmobilhändler der Umgebung abzuklappern und zu überlegen wie die Einreise für mich sicherer gemacht werden konnte. Ariane hatte zwar die amerikanische Staatsbürgerschaft, aber für mich konnte es schwierig werden. Mit dem Visa Waiver war es nur eine Frage der Zeit, bis das gestrichen wurde. Ein Visum zu beantragen war auch nicht risikofrei, da ich weder Wohnsitz noch sonst etwas in Deutschland hatte. Selbst mit einem Visum mussten einen die Grenzbeamten nicht reinlassen, wenn man immer nur innerhalb der NAFTA – Kanada, USA, Mexiko – hin und her pendelte. Was sollten wir machen? Plötzlich fügte sich alles ineinander: am 2. Dezember übernahmen wir das Wohnmobil von einem Paar am Campingplatz, die auf ein riesiges 5th Wheel umstiegen; am 10. Dezember heirateten wir vor dem Regionalgerichtshof Chandler, ohne viel Aufhebens – nur wir, zwei Zeuginnen und der Richter; am 27. Dezember schickten wir den Antrag für eine Green Card für mich zur Einwanderungsbehörde; am 4. Januar bekamen wir die Nachricht, dass der Antrag eingegangen war. Damit war alles geklärt. Ich musste nicht mehr am 10. Januar die USA verlassen und konnte nun bleiben bis die Green Card genehmigt war, außerdem hatten wir endlich ein nettes Wohnmobil für uns zwei und Arianes zwei Katzen.

Die Monate bis zum Start unserer gemeinsamen Reise vergingen wie im Fluge. Am Wohnmobil mussten ein paar Änderungen für die Katzen vorgenommen werden. Dann brauchten wir eine Lösung, wie Arianes Auto hinter Harry – den Namen bekam das Wohnmobil im Lauf der Zeit – gezogen werden konnte. Für die einfachste Lösung, das Auto direkt anzuhängen, mussten einige Teile gekauft und sowohl im Auto als auch im Wohnmobil eingebaut werden. Zuerst fragten wir eine Werkstatt, die wollten für alles fast $4.500.- haben. Ganz schön teuer! Daher suchten wir die Teile im Internet zusammen, wo sie nicht nur deutlich billiger sondern auch noch steuerfrei zu bekommen waren, da sie von außerhalb Arizonas versendet wurden. Wenn wir den Einbau dann selber machten, konnten wir insgesamt $2.000 sparen. Das war doch ein Wort! So kompliziert war der Einbau nicht und ich hatte doch alles benötigte Werkzeug.

Irgendwie gab es immer was zu erledigen. Dann kamen noch Volker & Margot für eine Woche vorbei und Ariane musste auch regelmäßig geschäftlich verreisen, wo ich sie fast jedes mal begleitete.

Das ist Harry, ein 1998er Holiday Rambler Vacationer…
…32 Fuß (fast 10 m) lang mit einem 7,5 l V8 Ford 460 Motor
Der Blick nach hinten – samt der zwei Katzen…
…das Schlafzimmer ganz am Ende…
…in der Mitte die Küche…
…sowie der Esstisch…
…und vorne das Sofa sowie das Katzenparadies
Der Fahrerplatz – Automatik, Tempomat, Klimaanlage

Weihnachten, 25. Dezember 2015

Ich bastelte ein kleines Haus…
…und Ariane ein Wohnmobil
Phoenix