Valle de Elqui bis Dakar 2012

Zum dritten Mal in La Serena. OK, das letzte Mal kamen wir nur bis Coquimbo, etwa 11 km südlich von La Serena gelegen, und auch nur mit Hilfe eines Abschleppwagens, aber das war eine andere Geschichte. Dieses Mal ging es ohne Probleme direkt weiter bis Copiapó, wo ich auf die Dakar 2012 warten wollte. Ich wollte die Dakar insgesamt dreimal sehen: bei der Ankunft am 6. in Copiapó, bei dem Rundkurs am 7. in Copiapó und am 9. auf dem Weg nach Antofagasta.

Dakar 2012, 5. bis 10. Januar 2012

Copiapó, 5. Januar 2012

Wie geplant kam ich in Copiapó an und ging zuerst zur Touristinfo, um mich nach den Zuschauerpunkten der 6. und 7. Etappe der Dakar zu erkundigen. Danach fuhr ich auf eine Tankstelle, um dort zu übernachten. Auf deren Parkplatz stand unter anderem ein LKW mit Anhänger, so als Halbkreis mit Motor aus und Fahrer drin. Ich suchte einen ersten Platz aus, der mir aber nicht gefiel. Inzwischen war der LKW in Richtung Tankstelle losgefahren und ich dachte, der fährt jetzt weiter. Also wollte ich hinter ihm vorbei zu einem anderen Platz. Genau in dem Moment, als ich hinter dem LKW war, legte der den Rückwärtsgang ein und fuhr zurück. Er wollte nämlich nur den Anhänger gerade ziehen und in eine Lücke einparken. Dann machte es KNIRSCH und das war es.

Der LKW hatte die Tür nach innen gedrückt...

...den Türgriff verbogen...

...und das Türprofil beschädigt...

...sodass man sogar den Schaum sah

Der Fahrer des LKW rückte sofort mit einer Brechstange an und wollte die Tür aufhebeln. Ich bat ihn erstmal nichts zu machen, ging durch den Fahrerhausdurchgang nach hinten, um Werkzeug zu holen, und schraubte die kleinen grünen Klötze ab. Schon ließ sich die Tür völlig ohne Gewalt öffnen. Als die Tür offen war, sah ich, dass der obere Anschlag leicht verbogen und samt den Alu-Winkeln aus dem GfK gerissen war. Durch mehrere beherzte Hammerschläge bekam ich alles wieder einigermaßen gerade und es musste später nur wieder angenietet werden. Danach baute ich den Türgriff aus und der LKW-Fahrer gab sein Bestes, ihn mit einem Rohr und kräftigem Hämmern zu begradigen. Richtig gut ging das nicht, aber zumindest konnte man die Tür wieder öffnen und schließen. Als Letztes klebte ich noch die beschädigten Stellen des Profils mit Klebeband ab. Jetzt war Glubschi soweit verarztet, dass ich die Tür wieder verwenden konnte.

Als ich auf eine Entschädigungszahlung zu sprechen kam, war er an nichts Schuld und wollte nichts bezahlen. Also riefen wir die Polizei, die fünf Minuten später bereits da war. Der erzählten wir die Geschichte und nach einigem Verhandeln bezahlte der LKW-Fahrer umgerechnet etwa 39 Euro. Das war nur die Hälfte dessen was ich wollte, aber die Summe entsprach in etwa einem Tageslohn, wie ich später erfuhr. So wurden mir die unterschiedlichen Lebensstandards mal wieder richtig bewusst. Die 39 Euro sind in Deutschland nicht viel, aber für viele in Südamerika war das eine Menge Geld.

Biwak Copiapó, 6. bis 8. Januar 2012

Pünktlich um 12:15 Uhr war ich am Zuschauerpunkt der 6. Etappe. Nur war gar nichts los! Außer mir standen noch drei andere Fahrzeuge in dem Gebiet, die alle bereits zusammen packten. Wie sich herausstellte, war diese Etappe abgesagt worden, weil es am Paso de San Francisco schneite und die Teilnehmer der Rally nicht durchkamen. Die Motorradfahrer waren in 4.748 m Höhe halb am erfrieren gewesen. Daher blieb mir nichts anderes übrig, als zurück zum Biwak zu fahren und darauf zu warten, dass die Fahrzeuge irgendwann ankamen.

Die Ärzte fuhren im Hummer

Leicht bekleidete Mädels konnte man auch sehen

Die Minis waren schon eher Maxis, echte Monster...

...welche nur durch die Hummer übertroffen wurden

Ein alter MAN KAT, das Partymobil von Red Bull

Natürlich gab es diverse Motorräder, Quads, Buggys, etc....

...von fast allen Herstellern mehr oder weniger seriennahe Autos...

...sowie reinrassige Renn-LKWs, von Herstellern die ich teilweise nicht kannte: Kamaz, Tatra, Ginaf, DAF, Hino, MAN, Iveco, Mercedes
Die hatte ich mir irgendwie wuchtiger und imposanter vorgestellt, aber 1000 PS bei etwa 9 to Gewicht sind auch beeindruckend!

Zuschauerpunkt bei Etappe 7, 7. Januar 2012

Diese Etappe entfiel glücklicherweise nicht. Kurz nach der angekündigten Zeit – 14:37 Uhr – rasten die ersten Motorräder die Düne hinauf. Etwas später kamen die ersten Quads, dann ein paar Minis und die Hummer, wieder Motorräder, Quads und andere Autos und um 16:52 Uhr der erste LKW, ein Iveco. Schon eine Minute danach pflügte ein Tatra den Hang hinauf und weitere dreizehn Minuten später kam einer der favorisierten Kamaz vorbei. So ging das über Stunden, bis ich gegen 20:00 Uhr genug hatte und zum Biwak zurück kehrte. Dort schlich ich um das komplett eingezäunte Lager herum, in der Hoffnung einen Weg hinein zu finden. Aber es war nichts zu machen. Es gab nur ein Tor und davor stapelten sich Polizisten und dahinter nochmals private Sicherheitsleute. Nicht einmal eine Maus wäre dort hinein gekommen.

Ein genialer Platz nahe Copiapó: die Berge runter, über eine Ebene und dann eine steile Düne hinauf

Die ersten Motorräder hatten noch eine gute Piste...

...bis die ersten Trucks alles niederwalzten

Am Checkpoint so kurz wie möglich anhalten...

...und die Karte abstempeln lassen

Die Motorräder flogen über den Sand...

...die Autos hinterließen schon Spuren...

...die LKWs zerpflügten was ihnen unter die Räder kam

Zuschauerpunkt bei Etappe 8, 8. bis 10. Januar 2012

Den Ruhetag der Dakar am 8. nutzte ich, um die 343 km zum Zuschauerpunkt der 8. Etappe zurückzulegen. Dieser lag bei Agua Verde, kein richtiger Ort sondern nur eine einsame Tankstelle in der Mitte von Nirgendwo. An dieser Tankstelle lag der Checkpoint und es standen viele Fässer herum, aus denen die Motorräder aufgetankt werden sollten. Als ich ankam standen zwei Mitarbeiter der Dakar etwas verloren neben ihrem Auto und ich fragte sie nach einem guten Platz, wo ich dem Rennen nahe sein könne. Sie drucksten erst etwas herum, gaben mir aber doch den Tipp, eine der Schotterpisten in Richtung der Hügel zu fahren. Und tatsächlich, sämtliche Fahrzeuge donnerten genau über diese Piste. Leider ging mein Plan in Glubschis Schatten zu sitzen nicht auf, denn über Nacht hatte der Wind um 180° gedreht und Glubschi bekam den ganzen aufgewirbelten Staub ab. Also baute ich meinen Sonnenschirm auf der anderen Straßenseite auf, etwa zwei Meter vom Rand entfernt. Näher am Rennen konnte ich nicht mehr sein!

Die Rennstrecke führte bei einer einsam gelegenen Tankstelle direkt über die PanAm und die Schotterpiste hinauf zu mir

Der Renntag war ziemlich lang! Um 11:30 Uhr kamen die ersten Motorräder, etwa 20 Minuten nach der angekündigten Zeit. Bis 17:30 Uhr war stetiger Betrieb auf der Rennstrecke, danach waren die meisten vorbei und es wurde ruhiger. Allerdings dauerte es noch zwei weitere Stunden bis auch die Nachzügler durch waren und die letzten Service-Trucks kamen sogar erst um 21:00 Uhr vorbei. Das Ziel lag weitere zwei Stunden entfernt, für die schnellsten Teilnehmer. Für die letzten Fahrzeuge bedeutete das locker noch vier weitere Stunden fahren in der Nacht. Die taten mir wirklich leid! Daher feuerte ich nach 18:00 Uhr jedes Fahrzeug an. Die Fahrer freuten sich so darüber, dass sie zurück winkten oder hupten.

Wie immer waren die Minis die ersten Autos...

...dicht gefolgt von den Hummern mit ihrem Mördersound

Näher kann man nicht an der Rennstrecke sein und Glubschi bekam den ganzen Staub ab

Den ganzen Tag zogen die Motorräder, Autos und LKWs an mir vorbei

Um 18:30 Uhr hatte ein LKW nicht weit von mir einen Reifenschaden...

...den konnte man wohl wegschmeißen...

...der LKW wurde mit einem Luftkissen nur leicht angehoben...

...nach 20 Minuten war der Mantel auf der Felge gewechselt...

...und alles wieder zusammen geräumt

Das war einmal eine glatte, feste Schotterpiste