Dakar 2012 bis Iquique

In Antofagasta verließ ich die PanAm und fuhr auf der Ruta 1 immer entlang der Küste nach Iquique. Man konnte richtig sehen, dass jetzt Ferienzeit war. In jeder schönen Bucht reihte sich ein Zelt direkt an das Andere. Aber das störte mich nicht, da ich von einem schönen Campingplatz in Iquique gehört hatte und dort wollte ich hin. Es gab mal wieder einiges zu arbeiten: die beschädigte Tür reparieren, den Campingstuhl nähen, Glubschis Gelenke abschmieren, das Öl wechseln lassen und noch ein paar andere Kleinigkeiten. In den zwei Wochen seit meiner Abreise aus Belgrano hatte sich einiges angesammelt.

Die Küste zwischen Tocopilla und Iquique war wirklich schön

So steil ging es zum Glück doch nicht hinunter

Iquique, 11. Januar bis 3. Februar 2012

Der Campingbereich des Altazor war nicht besonders groß – nur Platz für 8 Zelte und 4 Wohnmobile – aber richtig nett angelegt, mit Sonnendächern für die Zeltplätze und beschatteten Bierbänken für die Wohnmobile. Die Sanitäranlagen waren sauber, die Duschen hatten richtig heißes und viel Wasser und es gab eine kleine Küche und sogar eine Waschmaschine. Mit einem Wort, der perfekte Platz, um etwas zu entspannen oder, wie in meinem Fall, zu arbeiten.

Die ersten drei Tage widmete ich mich der Eingangstür, was einiges an Arbeit war. Sämtliches beschädigte GfK musste entfernt, die Löcher mit Glasfaserspachtel gefüllt und alle Schäden mit Gelcoat verschlossen werden. Da ich beim anrühren des Gelcoats nicht aufpasste, entstanden in der Masse Luftblasen, die ich nach dem Abschleifen wieder mit Filler schließen musste. Danach nochmals alles schleifen und mit einem kleinen Schwämmchen lackieren. Die Arbeit wäre sicherlich viel schneller zu erledigen gewesen, wenn nicht immer alles über Nacht hätte aushärten müssen. Den vierten Tag verbrachte ich damit, den Türanschlag wieder fest zu nieten, den Campingstuhl zu nähen und die anderen Kleinigkeiten zu erledigen.

Eine tragische Geschichte, 15. Januar 2012

Als ich am 11. eintraf, waren Dirk & Marieken – zwei Holländer in einem Toyota mit Anhänger, die ich schon öfter getroffen hatte – sowie Corné & Marianne mit ihren beiden Kindern Tano & Kalai – vier Holländer in einem Iveco Daily 4x4, die ich kurz nach ihrer Ankunft in Südamerika Mitte November bei Bettina & Ralf gesehen hatte – schon hier. Sie hatten die 9. Etappe der Dakar bis Iquique angeschaut und waren kurz vor mir angekommen.

An diesem Sonntag fuhr Corné gegen 19:30 Uhr mit seiner gelben Suzuki los, um mit dem Motorrad etwas durch die Dünen hinter dem Altazor zu flitzen. Er war komplett bekleidet: Helm, Körperpanzer, Hose und Stiefel. Eigentlich wollte er nur eine halbe Stunde weg bleiben. Als er um 21:00 Uhr noch nicht zurück war, liefen wir in die Dünen um nach ihm zu sehen, aber es wurde schon dunkel. Um 22:00 Uhr rief der Besitzer des Altazor die Krankenhäuser an, ob ein verunglückter Motorradfahrer aufgenommen worden war. Er war im O'Higgins und die Polizei wurde geschickt, die Frau abzuholen. Der Mann war tot! Anscheinend war er um etwa 20:00 Uhr in den Dünen des Cerro Dragon gestürzt und das Motorrad auf ihn drauf gefallen. Zwei Chilenen sahen den Unfall und riefen sofort eine Ambulanz, die kurze Zeit später Corné in das Krankenhaus brachte. Dort konnte man nur noch seinen Tod feststellen. Er hatte sich das Genick gebrochen und war seinen schweren inneren Verletzungen erlegen. Was für eine Ironie des Schicksals: da hatte Corné in Holland einen Darmkrebs überwunden, kam für 5½ Monate nach Südamerika, um sich einen Traum zu erfüllen, und stirbt nach der Hälfte der Zeit in Chile in den Dünen. Die arme Frau, die armen Kinder!

Für Dirk, Marieken und mich war es selbstverständlich, dass wir blieben und halfen wo wir konnten. Wir – am meisten eigentlich Dirk – standen Marianne & Tano & Kalai in dieser schweren Zeit bei, organisierten den Rücktransport von Corné, bemühten uns um eine Verschiffung der Fahrzeuge, verlängerten die Zollpapiere der Fahrzeuge und bereiteten das Wohnmobil für eine längere Standzeit vor. Bis die Sache mit der Verschiffung geklärt war konnte das Wohnmobil zum Glück im Altazor bleiben. An dieser Stelle ein riesiges Danke an Philip, den Besitzer des Altazor, für seine Unterstützung! So konnte Marianne mit ihren Kindern und ihrer Schwester, die zwischenzeitlich auch eingetroffen war, am 21. beruhigt zurück nach Holland fliegen. Hier war alles erledigt.

Das Leben geht weiter, 23. Januar bis 3. Februar 2012

Nachdem alles geregelt war, benötigte ich noch einige Tage für die letzten Arbeiten: Glubschi abschmieren, das Öl wechseln lassen, die Wäsche waschen, die Wohnung putzen und das Tagebuch aktualisieren. Mit dem Tagebuch allein war ich schon drei Tage beschäftigt. Die letzten 17 Tage waren wirklich rasend schnell vergangen und ich hatte kaum eine ruhige Minute. Dann war ich endlich abfahrbereit und wollte gerade losfahren, da streckte mich ein Virus nieder. Der gleiche Virus hatte eine Woche vorher schon Marieken erwischt und Dirk ein paar Tage später, da waren sie aber bereits in Arica. Irgendeine Art Magen-/Darmgrippe, die nach ein paar Tagen wieder verschwand. So verbrachte ich die nächsten fünf Tage ausschließlich im Bett. Die ersten drei Tage, um gesund zu werden, und zwei weitere Tage, um mich ganz zu erholen, schließlich wollte ich gesund nach Peru einreisen. Wer wusste schon, was mich dort erwartete?

Das Containerdorf des Flight Park Altazor war von seinem schweizer Besitzer...

...richtig nett angelegt und liebevoll gestaltet...

...vor einem breitete sich die Küste aus...

...und hinter einem ragten riesige Dünen empor